Heute ist in der Zentralschweiz vor allem das Napfgebiet für Goldwäscher interessant. Früher suchten «Golder» auch am Baarer Hausberg und in der Reuss nach dem Edelmetall. Einige Ortsnamen zeugen bis heute davon.
Neue Luzerner Zeitung 29. Jan. 2019.
Was hat die Baarburg mit Jerusalem zu tun? Es ist mehr, als Sie im ersten Moment vielleicht denken. Denn einem Juden namens Gamaliel aus der Heiligen Stadt ist es den Erzählungen nach wohl zu verdanken, dass im Baarer Hausberg Goldvorkommen entdeckt wurden. Im Jahr 1519 begaben sich von Zug aus einige Pilger auf eine Wallfahrt ins Heilige Land –unter ihnen der Zuger Sigmund Schwarzmurer. Gamaliel bot dort den Eidgenossen seine Dienste an, und er fragte Sigmund Schwarzmurer, ob er die Baarburg kenne. Dort hätten nämlich seine Vorfahren einst gewohnt. Sie betrieben Bergbau und stiessen dabei auf eine kalte und eine warme Quelle, die Gold, Kupfer, Schwefel und Salpeter führten. An die 200 Jahre lang gruben die Juden nach dem glänzenden Metall und trieben Gänge und Stollen in den Berg. Zurück in ihrer Heimat, liess die Pilgergruppe sofort auf der Baarburg graben – ausser einer kalten Quelle kam allerdings nichts zum Vorschein. Die warme war nämlich erkaltet, weil der Schwefel unvorsichtig vom Goldsand gelöst worden war. Schwere Strafen auf das Schatzgraben
Illustration: Oliver Marx
Zur Goldgewinnung benutzten bereits die Helvetier einen sogenannten Waschtisch: ein Holzkanal mit einem Boden, der feine Löcher enthielt.
Die Nahost-Reisenden waren nicht die Einzigen, die am Fusse der Baarburg nach dem edlen Metall suchten. Bis in die Neuzeit erzählte man in Baar, dass dort Goldwäscherei betriebenworden sei. Die Goldwäscher nannte man «Golder». Auch die Sage «Vom Gold in der Baarburg» erzählt von Grabungen nach dem kostbaren Gut– und den damit verbundenen Gefahren. Die Behörden hätten schwere Strafen auf das Schatzgraben gesetzt, da man fürchtete, das ganze Dorf käme in Unglück. Dunkle, fremde Gäste seien erschienen, um nach Gold zu suchen. Sie wurden einfach «Venediger» genannt. Ein solcher Venediger sei einst nach Baar gekommen und habe um die Erlaubnis gebeten, in der Baarburg nach Gold zu graben.
Er habe als Gegengabe den Baarern versprochen, ihnen eine so grosse Goldkette zu schenken, dass man die ganze Baarburg damit umspannen könne. Doch die Angst vor dem drohenden Unglück sei grösser gewesen als die Lust nach der grossen Goldkette des Venedigers, und so sei das Gold in der Baarburg geblieben. Von wahren Goldräuschen, wie sie vor allem in Nordamerika ab dem 18. Jahrhundert vorgekommen sind, wurde Baar verschont. Zur Goldgewinnung benutzten bereits die Helvetier einen sogenannten Waschtisch: ein schräger Holzkanal, dessen Boden mit Fell bedeckt war oder feine Löcher enthielt. Goldwäscher haben auch an der Reuss ihr Glück versucht.
So erinnert beispielsweise der Ortsname Goldhüseren in Unterhünenberg an die Goldwäscherei. In Steinhausen blieb der Flurname Goldermatten bis heute bestehen. Jüngeren Datums ist dagegen die Goldgasse in Zug. Aber nicht jeder Flurname mit dem Wortteil Gold hat auch tatsächlich etwas mit dem Edelmetall zu tun: «Gold-» kann auch eine Umdeutung des Schweizerdeutschen GŌl sein, das für «Geröll» oder «grober Steinschutt» steht. Der bekannteste Ort für moderne Goldsucher in der Zentralschweiz ist der Napf in den Emmentaler Alpen. In den Gewässern, die ihren Ursprung am Napf einem Gramm Gold liegt bei zirka 40 Franken. Rahel Hug